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Kirchennamen in Main-Taunus-Ost

Jede katholische Kirche braucht ein Patrozinium, von lat. Beistand, die Schutzherrschaft eines Heiligen. In der alten Kirche war es zunächst Brauch, am Grab eines heiligen Märtyrers dessen Beistand zu erflehen. Später wurde es dann möglich, Kirchengebäude an einem beliebigen Ort zu errichten und bei der Altarweihe mit einer Reliquie zu versehen. Oft wurde die Kirche dann dem Patrozinium des betreffenden Heiligen unterstellt. Neben Heiligenreliquien konstituierten auch Partikel, etwa des Heiligen Kreuzes, ein Patrozinium und seit dem Spätmittelalter auch Glaubensgeheimnisse wie Heilige Dreifaltigkeit, Heiliger Geist oder Verklärung des Herrn. In neuerer Zeit kamen etwa das Heiligste Herz Jesu oder Christ König, ebenso wie weitere Beiworte von Maria (Maria Hilf, Maria Himmelfahrt) dazu.

Nach dem römisch-katholischen Kirchenrecht muss jede Kirche „ihren Titel haben, der nach vollzogener Weihe nicht geändert werden kann (CIC c.1218).“ Im Ritus der Kirchweihe wird ausgeführt, dass Titel einer Kirche neben dem Gesagten auch die heiligen Engel und jeder in das Römische Martyrologium oder in dessen approbiertem Anhang aufgenommene Heilige sein können. Weiter soll die Kirche nur einen einzigen Titel haben, mit Ausnahme von Heiligen, die gemeinsam im Kalender aufgeführt sind. (Wikipedia,Patrozinium)

21-11_St. PankratiusBeginnen wir die Darstellung der Kirchenpatrone und –patroninnen in unserem Pastoralen Raum mit dem ältesten vertretenen Heiligen, Sankt Pankratius in Schwalbach. Er ist von den historisch belegten Fakten her gesehen eine Figur, in der sich Wirklichkeit und Legende mischen. Auf jeden Fall hat wohl ein junger Märtyrer wie er um 300 n. Chr. gelebt. Aber seine Geburts- und Sterbejahre sind umstritten. Das Ökumenische Heiligenlexikon gibt sein Sterbejahr mit „um 304 oder um 258 oder 251“ an. Unbestritten scheint, dass er in Phrygien in der heutigen Türkei geboren wurde und in jungen Jahren nach der Legende nach dem frühen Tod seiner Eltern mit seinem Onkel in Rom ankam. Dort soll er unter dem Einfluss eines Bischofs Christ geworden und im Alter von 14 Jahren vor den Kaiser geführt worden sein. Da aber nachweislich um 304 kein Kaiser in Rom weilte, konnte Pankratius nicht vor einen solchen geführt werden. Er soll sich dann „trotz aller Verlockungen“ nicht vom Glauben haben abbringen lassen. Er wurde enthauptet und in einer Katakombe beigesetzt. Über seinem Grab errichtete Papst Symmachus um 500 eine Basilika. Papst Gregor der Große schloss ihr um 630 ein Kloster an. Die Basilika wurde von Papst Honorius um 630 zur heutigen Kirche San Pancracii ausgebaut. Dort befinden sich Gebeine des Heiligen unter dem Hochaltar und seit 1973 auch wieder seine Kopf-Reliquie, die ab 850 in der Kirche San Giovanni in Laterano verehrt wurde.

Der Kult des Pankratius ist im Martyrologium des Hieronymus bereits im 5. Jhdt. bezeugt. In der Folgezeit breitete sich die Verehrung schnell in ganz Europa aus, erst recht, als Kaiser Arnulf von Kärnten (angeblich) am 12. 5. 896, dem Todestag des Heiligen, seine Eroberung Roms „dem Hilferuf an Pankratius“ zuschrieb. Pankratius wurde zum Patron der Ritter und später wegen seines jugendlichen Alters zum Patron der Erstkommunikanten und Kinder. Er wird auch gegen Meineid, falsches Zeugnis, Krämpfe, Hautkrankheiten und Kopfschmerzen angerufen. Wegen des Datums seines Todestages wurde er zu einem der fünf Eisheiligen. Im Hochmittelalter wurde er einer der Patrone von Rom und insbesondere in Deutschland und Österreich verehrt. Es gibt auch mehrere San Pancrazio-Kirchen in Italien. In London ist der Stadtteil St. Pancras nach ihm benannt mit dem Bahnhof San Pancras, an dem die Züge nach Paris abfahren. Schließlich existieren in den Vogesen/Frankreich drei Ortschaften mit seinem Namen. Bei Wikipedia sind 154 Einträge von Pankratius-Kirchen aufgelistet, davon 131 in Deutschland. Schwalbach ist allerdings nicht darunter. (https://www.heiligenlexikon.de/Literatur/Pankratius-Legende_Historie.html (Prof Helmut Bouzik), Wikipedia und Legenda Aurea)

Die erste 1483 gebaute Kapelle für Soden und Sulzbach auf dem Gelände der heutigen evangelischen Kirche am Quellenpark war dem Hl. Valentin geweiht. Wenig später bekam sie jedoch das Patrozinium des Hl. Johannes des Täufers. Soden wurde während der Reformation evangelisch. Eine eigene katholische Kirche mit dem Patrozinium der Heiligen Katharina von Alexandria wurde dann am 17. 7. 1864 geweiht und selbstständige Pfarrei wurde St. Katharina am 1. Januar 1873 (mit Sulzbach und Oberliederbach). 1904/05 wurde diese Kirche renoviert und erweitert und 1928 erhielt sie einen Glockenturm. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als Kriegsschäden behoben werden mussten und die Zahl der Katholiken in Bad Soden stark anstieg, kam es zu dem heutigen Kirchenbau. „In großer Dankbarkeit dafür, den Zweiten Weltkrieg überstanden zu haben, und als Einlösung eines Gelübdes, das er in einem russischen Konzentrationslager geleistet hatte“, stiftete der Unternehmer Geheimrat Max Baginski die komplette Kirche. Diese wurde am 1. 9. 1957 feierlich eingeweiht, wobei die Kirchenpatronin Katharina von der Vorgängerkirche aus dem 19. Jhdt. übernommen wurde. Zuweilen wird auch darauf verwiesen, dass der Vorname von Frau Baginski Katharina war und ihr Mann deswegen den Namen der Kirchenpatronin übernommen habe oder eben beides. Weiter wurde das Altarbild der Hl. Katharina aus dem Jahre 1864 neben dem Haupteingang mit übernommen, während im Chorraum der neuen Kirche über dem Altar eine Kreuzigungsgruppe hängt. Weitere Hinweise auf die Kirchenpatronin finden sich im Vorraum der Stiftergruft (Katharina halbfigurig mit dem Kirchengebäude im Arm in einem Rundfenster), in der neugestalteten Marienkapelle (zwei Holzreliefs vom Hochaltar der Vorgängerkirche mit zwei Legendendarstellungen) und neuerdings eine kleine Statue der Heiligen (als Stiftung zur Renovierung der Kirche von 2006). (Hildegard Lütkenhaus, St. Katharina in Bad Soden)

21-11_St. Katharina

Nun ist die Hl. Katharina zwar eine der bekanntesten Heiligen, die als Märtyrerin verehrt wird und zu den vier großen heiligen Jungfrauen bzw. den heiligen drei Madln (mit Margareta und Barbara) gehört und eine weite Verbreitung fand. Sie zählt zu den vierzehn Nothelfern, ist Schutzpatronin der Schulen, Beschützerin der Mädchen, Jungfrauen und Ehefrauen sowie mehrerer Handwerksberufe und Patronin der Katholischen Universität Eichstätt und der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg. Man rief sie besonders in verschiedenen Krankheiten an und machte sie zur Patronin von Spitälern. Aber andererseits ist sie „nach heutigen Forschungsstand ... mit großer Sicherheit … eine erfundene Gestalt“ bzw. keine wirklich gelebte, sondern eine Legenden-Figur. Ihre Legende wurde vermutlich nach der Persönlichkeit und dem Schicksal der spätantiken, von Christen ziemlich bestialisch ermordeten Philosophin und Naturwissenschaftlerin Hypathia aus Alexandria (c. 355-415/16) konstruiert. Die Legende sieht in ihr eine Tochter eines heidnischen Königs aus Zypern, die um 300 in Alexandria lebte, und eine Jungfrau, die sich Christus versprochen hatte. Nach „in jeder Hinsicht als unglaubwürdig“ geltenden Taten soll sie unter einem von verschiedentlich angeführten Kaisern das Martyrium erlitten haben. (Ökumenisches Heiligenlexikon und Wikipedia)

Der Kult der „Heiligen“ ist erst ab dem 7 Jahrhundert bezeugt. Im 8. (oder 10.) Jahrhundert wurden auf dem Sinai (angebliche) Reliquien von ihr gefunden. An der Stelle dieses Fundes werden sie seitdem in der Basilika des Katharinenklosters am Fuße des Dschebel Musa verehrt. Ausführlich wird über ihre (angeblichen) Großtaten in der im Mittelalter weit verbreiteten Legenda Aurea berichtet, was sich beispielsweise in einem um 1330/40 von der Bäckerzunft gestifteten großartigen Fenster im Freiburger Münster widerspiegelt. Im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts wurden von kirchlichen Würdenträgern mehrmals Anstrengungen unternommen, Katharina aus dem Heiligenkalender streichen zu lassen. Tatsächlich wurde sie – wegen Fehlens von Belegen für ihre historische Existenz - 1969 aus dem Allgemeinen Römischen Kalender gestrichen, 2001/2 jedoch wieder eingefügt.

Seit ca.500 Jahren stand in Niederhöchstadt mitten im Dorf eine Kirche, deren in die heutige Kirche eingemauerter Fenstersturz das Datum 1587 trägt. An diese wurde vor 1690 ein Anbau des Chores errichtet, der wohl schon dem Heiligen Nikolaus geweiht war. Diese alte Nikolauskirche wurde nach dem 2. Weltkrieg, da zu klein für die inzwischen gewachsene Gemeinde, abgerissen und neu gebaut. Am 12.10.1952 wurde der Neubau vom Limburger Weihbischof Walter Kampe konsekriert. Die beiden von dem Frankfurter Bildhauer Joh. Valentin Tuchert (1761-1841) geschaffenen Bischofsfiguren St. Valentins und des Kirchenpatrons Nikolaus aus dem Hauptaltar der alten Kirche wurden an der Seitenwand der neuen Kirche angebracht. Möglicherweise geht die Statue St. Valentins auf den Durchzug von Pilgern nach St. Valentin in Kiedrich, die in Niederhöchstadt (mehrfach) Station machten, zurück. (Festschrift 50 Jahre Neue Kirche St. Nikolaus Niederhöchstadt).

21-11_St. NikolausÜber das Leben des Kirchenpatrons Nikolaus, geboren zwischen 280 und 286 und gestorben entweder, 345, 351 oder gar 365, gibt es nur wenige belegte Tatsachen. Mit etwa 19 wurde er zum Priester geweiht und wenig später zum Bischof von Myra, dem heutige Demre in Lykien in der südlichen Türkei. In der Christenverfolgung des Kaisers Maximian (um 300) soll er in Gefangenschaft geraten sein. Es wird berichtet, er habe am Konzil von Nicäa (325) teilgenommen und weiter ist überliefert, dass er dort kämpferisch gegen die Lehre des Arianismus vorging. Sein Name ist aber nicht in der überlieferten bzw. erhaltenen Unterzeichner-Liste verzeichnet. Er soll sein ererbtes Vermögen an die Armen verteilt haben. Über sein Wirken haben sich zahlreiche Legenden gebildet, die sich aber teilweise auch auf einen gleichnamigen Abt des Klosters Sion bei Myra beziehen, der 564 starb. Wikipedia listete 13 verschiedene Legenden auf, von der Mitgiftspende über die Erweckung eines Jungen bis hin zu einem Quellenwunder am Grab.

Weiter ungeklärt ist der Verbleib seiner Gebeine. Nach der Überlieferung wurden sie von italienischen Seefahrern in Myra geraubt und nach Bari in Süditalien gebracht, wo sie bis heute in der Basilika San Nicola verehrt werden. Anfang 2017 aber entdeckten Archäologen unterhalb einer antiken Kirche in Demre möglicherweise das tatsächliche Grab. Die Untersuchungen stehen noch aus.

Der Brauch des Nikolaus als Geschenkebringer geht auf folgende Legende zurück: Nikolaus kam eines Nachts am Haus einer Familie vorbei, die derart mittellos war, dass die drei Töchter ihr Geld als Prostituierte verdienen mussten. Nikolaus warf drei Goldklumpen (als Mitgift) durch das Fenster des Hauses, damit die jungen Frauen ordentlich heiraten konnten. Der Brauch, Stiefel am Nikolausabend vor die Tür zu stellen, damit sie nachts mit Gaben gefüllt werden können, geht auf die Tradition des „Schiffchensetzens“ zurück: Kinder bastelten aus Papier kleine Schiffe, in die der Heilige am Nikolaustag Geschenke legen konnte, weil er der Legende nach in Not geratene Seeleute vor dem Tod bewahrt hatte. Martin Luther ersetzte im Zuge seiner Ablehnung der Heiligenverehrung den Heiligen als Geschenkebringer durch den „heiligen Christ“ und verlegte die Beschenkung auf den 25. Dezember. Damit löste – auch in katholischen Gegenden – die Figur des Christkindes (teilweise) den Nikolaus ab. Ab dem 19. Jhdt. wurde das Christkind dann noch durch den säkularisierten Weihnachtsmann verdrängt.

In der orthodoxen Kirche ist die Verehrung des Nikolaus seit den 6. Jhdt. belegt. Im frühen 8. Jhdt. erreichte sein Kult Italien und im 10. Jhdt. den deutschsprachigen Raum. Im 12./13. Jhdt. wurde er dann ein „Modeheiliger“. Früh wurde Nikolaus der Patron der Seeleute und der Kaufleute, dann verschiedener Handwerker. Insbesondere wurde er zu einem der meist verehrten Heiligen Russlands und dessen Landespatron. Schon kurz vor 800 weihte der Friesenmissionar Luidger die erste dem Hl. Nikolaus geweihte Kapelle in Billerbeck/Norddeutschland und um 980 entstand die erste Nikolauskirche Deutschlands im Kloster Brauweiler. Nach einer neuerlichen Statistik gibt es alleine in Hessen 28 Nikolausgemeinden. (Wikipedia; Tobias Glenz, Nikolaus – die harten –Fakten, katholisch.de; Ökumenisches Heiligenlexikon)

Die Kirche Maria Geburt in Altenhain geht auf eine Fachwerkskapelle zurück, die bei ihrer Weihe 1710 den Namen „St. Maria Geburt und St. Matthäus“ erhielt. 200 Jahre später war diese Kapelle baufällig und zu klein für die wachsende Gemeinde geworden. Sie wurde abgerissen und an gleicher Stelle entstand der heutige Steinbau, der 1932 geweiht wurde. Der behielt dann wohl nur noch das Patrozinium „Maria Geburt“. Besonders sichtbar wird dieses aber in der Kirche nicht, denn der aus der älteren Kapelle übernommene barocke Hochaltar (von etwa 1690) aus der ehemaligen Frankfurter Karmeliterkirche, aus der er im Zuge der Säkularisation verbannt worden war, enthält eine zentrale Kreuzigungsgruppe. Allerdings ist auf der linken Stirnwand eine Skulptur der „Maria Immaculata“ zu sehen. An der vorderen rechten Stirnwand steht eine wertvolle große Engelskulptur: Der Erzengel Raphael führt den jungen Tobias an seiner Hand. (Maria Geburt Bad Soden-Altenhain)

21-11_Maria-Geburt

Der Kirchenname deutet auf den Festtag Maria Geburt am 8. September, der auf das Datum der Weihe der St. Anna-Kirche am Bethesda—Teich in Jerusalem, wo die Eltern Marias gelebt haben sollen, zurückgeht. Ende des 5. Jahrhunderts entwickelte sich das Fest Maria Geburt und sein Termin bestimmte auch den Termin des jüngeren Festes der Empfängnis Mariens, neun Monate vorher am 8. Dezember. (Der Sonntag) Nachdem das Fest zunächst in der Ostkirche gefeiert wurde, wurde es um 700 durch Papst Sergius I. in Rom eingeführt und breitete sich dann im 10./11. Jhdt. in der ganzen katholischen Kirche aus. (Der Sonntag; Wikipedia: Maria Geburt).

Die Kirche in Sulzbach wurde 1952/53 errichtet und im Oktober 1953 auf die Titulatur „Maria, Königin des Heiligen Rosenkranzes“ geweiht. Sie erhielt ursprünglich ein großes Altarbild, das den Vertriebenen und Flüchtlingen, die in größerer Zahl in Sulzbach eine neue eiHeimat gefunden hatten) besonders verbundnen Heilige und in der Mitte Maruia, die Rosenkranzköniging zeigte, was einen deutlichen Hinweis auf das Patrozinium der Kirche bedeutete. Dieses Altarbiöd wurde dann aber 1989 im Zuge der Umgestaltung des Altarraumes mit einem Wandteppich, der die Dreifaltigkeit symbolisiert, überdeckt. AHeimat gefunden hatten, besonders verbundene Heilige und in der Mitte Maria die Rosenkranzkönigin zeigte. Das war ein deutlicher Hinweis auf das Patrozinium der Kirche. Dieses Altarbild wurde 1989 im Zuge der Umgestaltung des Altarraumes mit einem Wandteppich, der die Dreifaltigkeit symbolisiert, abgedeckt. Allerdings befindet sich im Eingangsbereich auf der Westseite ein Andachtsbereich mit einer Marienstatue. (Bernd Oppenheim, Die katholische Gemeinde in Sulzbach nach 1870)

21-11_Maria-Rosenkranz

Die Kirche Maria Rosenkranzkönigin führt ihren Namen auf die Verbindung von Maria, der Mutter Jesu, mit dem Rosekranzgebet zurück. „Am 5. Oktober steht das Rosenkranzfest in liturgischen Kalender“. Dessen „Datum … hängt mit einem ausgesprochenen blutigen Kriegsereignis zusammen: der Seeschlacht von Lepanto“ von vor 450 Jahren im Jahre 1571. In dieser Schlacht schlug die Flotte der „Heiligen Allianz“ des christlichen Abendlandes die weit überlegene Flotte des muslimischen osmanischen Reiches. Dabei war der damalige Papst Pius V. – und wohl nicht nur er- davon „überzeugt“, dass „der Triumph nicht einem Militärführer (dem illegitimen Sohn Karls V., Juan d‘ Austria) zu verdanken (ist), sondern der Fürsprache der Gottesmutter Maria.“ Er führte deshalb den Gedenktag „Unsere Liebe Frau vom Sieg“ ein, den sein Nachfolger in das Fest „Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz“ umbenannte. Dieses Fest wird seit 1716 in der ganzen Kirche begangen, überschattet von der Entscheidung Papst Leos XIII. von 1891, den ganzen Monat Oktober dem Rosenkranzgebet zu widmen (Hubertus Biker in „Der Sonntag“ vom 3. Oktober 2021)

Die Kirche Maria Hilf in Neuenhain wurde in den Jahren 1911/12 im neoromanischen Stil erbaut und ersetzte die zu klein gewordene Barockkirche. Die diente seit 1762 beiden christlichen Konfessionen als Gotteshaus und ist heute eine evangelische Kirche. Maria als Patronin der Kirche wird repräsentiert durch eine der Altöttinger Madonna nachempfundene Marienfigur am Eingang der Kirche, die „Neuenhainer Madonna“. „Zentrum der Kirche aber ist der in der Mittelapsis stehende Hochaltar (aus dem Jahre 1725)“ der ursprünglich „bis zur Enteignung der Kirchengüter im Frankfurter Dominikanerkloster stand“, mit dem am Kreuz erhöhten Christus, dem Herrn der himmlischen und irdischen Welt. (Maria Hilf. Katholische Pfarrkirche Bad Soden-Altenhain)

21-11_Maria-Hilf

Der Kirchenname „Maria Hilf“ geht auf einen weiteren geläufigen Beinamen von Maria zurück. Nach Wikipedia taucht das „Maria Hilf“ schon neben dem älteren „Deus vult“ - Gott will es während der Kreuzzüge (in der Zeit der Hl. Ludwig IX., König von Frankreich 1226-1270) auf. Philipp II, König von Spanien (1556-1598), sah Maria als „Generalissima“ in den lateinamerikanischen Kolonialkriegen. Sie wurde vor bzw. in der Seeschlacht von Lepanto (1571) über den Rosenkranz zur Hilfe gegen die Türken angerufen. Schließlich nahm die Verehrung der Gottesmutter als Hilfe der Christenheit (Auxilium Christianorum) mit dem Sieg in der Belagerung Wiens durch die Türken am 12. 9. 1683, dem Fest Mariä Namen, einen enormen Aufschwung. Weiter ist die verbreitete Maria-Hilf-Verehrung in Bayern zu erwähnen, nachdem schon im Jahre 1615 Maria zur Patronin Bavariae erklärt wurde. Schließlich führte 1814 Papst Pius VII. als Dank für die Befreiung aus der napoleonischen Gefangenschaft für den 24. Mai das Fest Maria Hilfe der Christen ein. Dieses wird auch Schutzmantelfest genannt und Maria wird entsprechend vielfach in der Kunst als Schutzmantelmadonna dargestellt.(Wikipedia, Maria, Hilfe der Christen)

Es sei zu den Beinamen von Maria angeführt, dass von den fast 10 000 Pfarreien des Jahres 2020 in Deutschland 1 379 unter dem Patronat Marias standen. Damit lässt sie alle anderen, überwiegend männliche Heilige, deutlich hinter sich (Ökumenisches Heiligenlexikon, Biographie Marias)

Schließlich gibt es die Kirche Christ-König in Eschborn. Ihre Geschichte beginnt im Jahre 1950, als Niederhöchstadt und Eschborn zusammen eine eigene selbstständige Gemeinde wurden und der Gottesdienst in Eschborn in einer alten Holzbaracke stattfand.1957 wurde eine erste Rundkirche an der Stelle der heutigen Kirche errichtet. Diese wurde im März 1972 abgebrochen und an derselben Stelle ein neues großzügiges Gemeindezentrum für die am 1. Januar 1973 selbstständig gewordene Pfarrei Eschborn errichtet. Auch dieses wurde 2017 durch ein neues Gemeindezentrum ersetzt. An der Giebelwand des Kirchenraumes dieses neuen Zentrums oberhalb der Empore befinden sich ein großes Lichtkreuz und davor das Motiv einer Krone, ein Hinweis auf das Patrozinium Christ-König.

21-11_Christ-König

Der Name Christ-König für eine Kirche ist relativ jungen Ursprungs. Das Christkönigsfest (Hochfest Christus König der Welt) wurde von Papst Pius XI: anlässlich des Heiligen Jahres 1925 zur 1600-Jahr-Feier des Konzils von Nicäa eingesetzt und zunächst am letzten Sonntag im Oktober und seit 1970 jeweils am letzten Sonntag des Kirchenjahres (Ende November) gefeiert. Papst Pius XI. verband mit der Einführung dieses Festes das Ziel, es solle „den Irrtum des Laizismus bekämpfen“ und „dem Versagen der Katholiken steuern“, welches sich in „Gleichgültigkeit und Furchtsamkeit der Guten“ äußere, „die des Kampfes sich enthalten oder nur schwachen Widerstand (gegen den Laizismus) leisten.“ Dem waren Bewegungen eines „sozialen Königtums Christi“ im 19. Jhdt. und Petitionen um die Wende des 19. zum 20. Jhdt. und nach dem Ende der Ersten Weltkriegs, ein solches Fest einzuführen, vorangegangen, allerdings auch Stimmen, die ein solches Fest nicht für nötig ansahen.

Nach der Verkündigung des Festes durch den Papst setzte allerdings eine rege Verbreitungswelle ein. Vermutlich bereits im November 1926 wurde die erste Kirche mit dem Patrozinium Christi, des Königs, in BIschofsheim bei Mainz eingeweiht. In der Weimarer Zeit und in der Zeit des Nationalsozialismus spielte die Christkönigsverehrung als Bekenntnis der Zugehörigkeit zu Jesus Christus bei der katholischen Jugend eine große Rolle. (Wikipedia, Christkönigsfest)

Es lässt sich derzeit nicht genau feststellen, wann der Name in Eschborn eingeführt wurde. Er scheint jedenfalls, wie das „Gemeindebild der Kirchengemeinde Christ-König Eschborn“ von 2016 ausweist, für die Identität bzw. das Selbstverständnis der Gemeinde keine große Rolle gespielt zu haben. Immerhin hat man bei früheren Gelegenheiten der Kirchengemeindefeste nach Aussage einer Zeitzeugin im Königtum Christi nicht einen weltlichen Macht- oder Herrschaftsanspruch, sondern eher den Aufruf zu einem „machtvollen“ sozialen Einsatz oder einem starken gesellschaftlichen Engagement gesehen.

21-11_St. MartinZum Schluss sei noch auf die ehemals selbstständige Pfarrei St Martin in Schwalbach-Limes, die am 1. 1. 2007 mit St. Pankratius vereinigt wurde, hingewiesen. Die Namensgebung „St. Martin“ bei der Gründung der Gemeinde erfolgte nach dem weithin bekannten „römischen“ Heiligen (auch wegen der Nähe zum römischen Grenzwall Limes) und seiner bekanntesten Tat, einem frierenden Bettler durch Teilung seines Mantels zu helfen. Sie sollte in einer neuen Stadt „deren Bewohner nur Fremde unter Fremden waren … gegenseitiges Verständnis und Hilfeleistung ... als wichtige Tugend ins Blickfeld rücken“. (Sankt Martin. Gemeindezentrum der katholischen Pfarrei Sankt Martin Schwalbach/Ts.) Das im Jahre 1974 eingeweihte Gemeindezentrum wurde nach der Vereinigung aufgegeben bzw. vermietet. Um aber weiterhin eine katholische Präsenz in der Limesstadt zu gewährleisten, gelang es, neben das alte Zentrum ein neues kleineres Zentrum mit einer Kapelle zu errichten, in der gelegentlich noch Gottesdienste stattfinden. Die feierliche Einweihung des neuen Gemeindehauses St. Martin Schwalbach-Limes erfolgte am 22. 8. 2010.

Wenn wir einen zusammenfassenden Blick auf die beschriebenen Namen der Kirchen in unserem derzeitigen Pastoralen Raum werfen, ist zunächst festzustellen, dass wir wenig bis gar nichts darüber wissen, was im einzelnen unsere Vorfahren bei der Namensgebung bewegt hat. Es fällt aber auf, dass der Großteil der Namen Heilige bzw. Attribute der Gottesmutter Maria darstellen, die falls die Personen so oder überhaupt gelebt haben, in längst vergangene Zeiten zurückweisen. Aber offensichtloch hat man sich bei der Wahl damals etwas gedacht. Es ist anzunehmen, dass dabei die Suche nach himmlischem Beistand in den vielen Mühen und Gefahren der Welt im Vordergrund stand und man in den die einzelnen Personen umrankenden Legenden Trost in den Bedrängnissen der jeweiligen Zeit fand. Das mag vielen der heute lebenden und durch die lange Zeit der „Aufklärung“ gegangenen modernen Menschen absonderlich bis absurd erscheinen. Und selbst der einzige halbwegs „moderne“ Namen die Kirche in Eschborn, der auf eine Entscheidung im 20. Jahrhundert zurückgeht, geht ja von einem Konzept aus, das sich zumindest in seinem irdischen Bezug irgendwie überlebt hat, dem (absoluten) Königtum.

Es zeigt sich weiter, dass die Namensgebung bzw. das Patrozinium heute keine besonders entscheidende Bedeutung für das Selbstverständnis bzw. die Identität der Gemeinden mehr hat, sondern einerseits überwiegend einfach aus der Vergangenheit übernommen wurde oder aber unterschiedlichen Strömungen in der jeweiligen Gemeinde unterliegt. Darin kommt auch zum Ausdruck, dass die Tradition wie in vielen anderen Bereichen der heutigen Gesellschaft immer geringere Bedeutung hat. Man lebt eben mehr in der Gegenwart als dass man sich an Vorstellungen aus der Vergangenheit ausrichtet.

Heute, wo Politiker, „aufgeklärte“ Mitmenschen und Ideologen hinter Antisemiten und (ehemaligen) Nationalsozialisten her sind und ihre Namen (auf Straßenschildern oder Denkmälern) verschwinden lassen wollen, ist Aufklärung aber durchaus angesagt. Man sollte schon wissen, was hinter den Namen steht und wie unterschiedlich sie in den verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte wahrgenommen wurden. Aber man muss nicht alles ausrotten oder ändern, was irgendwie anrüchig ist. Ich plädiere deshalb für „ Respekt“ vor den Entscheidungen unserer Vorfahren und ihrer jeweiligen geschichtlichen Situation, zumal in allem auch ein wahrer Kern bzw. menschliche Sehnsüchte oder Hoffnungen stecken. Und vielleicht kann man aus all dem auch für die bevorstehende Namensfindung der anstehenden „Gemeinde neuen Typs“ einige Lehren ziehen.

Wolfgang Küper

Wichtigste Quellen:

Wikipedia
Ökumenisches Heiligenlexikon
katholisch.de
Internetseiten der Pfarreien
Der Kirchenführer des Main-Taunus-Kreises (2011)
Hildegard Lütkenhaus: St. Katharina in Bad Soden a.Ts (2009)
Festschrift 50 Jahre Neue Kirche St. Nikolaus Niederhöchstadt (2002).

Artikel verfasst: 21.11.2021, 10:46 Uhr

 

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