Armenien in Geschichte und Geschichten
Vielfältige Geschichten, die sich um die frühe Christianisierung dieses ersten christlichen Landes der Welt ranken, wurden berichtet. So die Geschichte von einer Bittschrift des Königs Abgar an Jesus Christus mit der Bitte, in sein Land zu kommen und ihn zu heilen, oder die Geschichte von dem Einsiedler Jakob, der immer wieder versuchte, auf den Heiligen Berg Ararat zu steigen, um die Arche Noahs in Augenschein zu nehmen, aber dem das nicht gelang und dem aber ein Engel ein Stück Holz der Arche übergab. Diese befindet sich neben einem Teil der Lanze, mit der Christus am Kreuz durch bohrt wurde und die über den Apostel Judas Thaddäus in das Kloster Geghart (in der Nähe der heutigen Hauptstadt Jeriwan) gelangte, im Museum des armenischen „Vatikans“ in Etschmiadschin. Man merkt, diese Geschichten haben ihre eigene Wahrheit, wurden aber von armenischen Geschichtsschreibern überliefert und vom Volksglauben weitergetragen.
Nach vier eigenen mehr oder weniger unabhängigen Herrscherdynastien und endlosen Kämpfen mit den übermächtigen Nachbarn im Laufe der Jahrhunderte kam es dann zu dem ersten großen Völkermord des 20. Jahrhunderts, als im Jahre 1915 die über zwei Millionen Armenier in der damaligen Türkei überwiegend ermordet, teils in die Wüste und ins Ausland getrieben und teils islamisiert wurden, auf Befehl und unter der Leitung der jungtürkischen Ittahadisten-Bewegung. Zwar wurde dann schon drei Jahre später ein unabhängiges Armenien ausgerufen (auf einem kleinen Teil des ehemaligen armenischen Siedlungsgebiets), aber schon nach knapp zwei Jahren kam es unter die Herrschaft der Sowjets. Erst 1991 wurde dann Armenien auf einem Gebiet der Größe unseres Bundeslandes Brandenburg wieder zu einem unabhängigen Staat mit etwa 3,2 Millionen Einwohnern, bei vielleicht fünf Millionen Armeniern, die weitverstreut im Ausland (in der „ Diaspora“) leben, hauptsächlich in Russland und in Nordamerika.
Wohin gehört Armenien heute – zu Europa, gar in die Europäische Union, oder zu Russland, auf dessen Schutz gegenüber seinen ihm mehr oder weniger feindlich gesinnten Nachbarn, der Türkei und Aserbaidschan, es derzeit vertraut? Was können unsere Politiker zur wirksamen Lösung des die Region bestimmenden Konfliktes von Berg-Karabach (sei es zur anerkannten Selbständigkeit dieses Gebietes, sei es zum Anschluss an Armenien, sei es zur Anerkennung einer wirksamen internen Autonomie) beitragen? Sollen/müssen wir als Christen nicht unsere Glaubensbrüder in ihrem Kampf um die Anerkennung der Tatsache des Völkermords von 1915 stärker unterstützen?
Die zahlreichen Zuhörer und Zuhörerinnen zeigten sich sehr beeindruckt, nicht nur von den präsentierten eindrucksvollen Bildern, die neben dem Vortragenden auch von anderen Reiseteilnehmern stammten, sondern auch von den vielfältigen Informationen und Interpretationen des Vortragenden zu den dargebotenen Eindrücken und Fakten.
Wolfgang Küper
Artikel verfasst: 16.01.2014, 17:56 Uhr
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