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Gesprächsforum "Im Heute glauben"

Ich bin mit einer gewissen Unsicherheit nach Mannheim gefahren: Wie soll ein Dialog zwischen der verschiedenen Gruppen unserer Kirche bei 300 Teilnehmern möglich werden? Wie kann der Einzelne seine Gedanken in einem so großen Kreis überhaupt artikulieren? Wollen die Bischöfe wirklich mit uns ins Gespräch kommen? Werden sie uns überhaupt zuhören? Oder wird das eine „Alibiveranstaltung", um die Unruhigen zu besänftigen? Auf der anderen Seite hatte ich mir fest vorgenommen, meine Vorurteile zu Hause zu lassen und mich offen dem zu stellen, was auf mich zukommt.

Die erste Überraschung erlebte ich, als ich feststellte, dass es in dem Konferenzsaal keine Hörsaalbestuhlung gab, vielmehr waren 38 Stuhlkreise mit jeweils 8 Stühlen aufgebaut. Bei der Registrierung musste jeder ein „Los" ziehen, auf dem die Stuhlkreisnummer angegeben war. So kam es zu einer sehr bunten Mischung der Gesprächsteilnehmer in solchen Stuhlkreisen, in meinem Kreis waren neben mir ein Mitglied des ZDK, ein Gemeindepfarrer, zwei Theologieprofessoren, ein Caritasdirektor, ein Ordensoberer und ein Diözesanbischof vertreten. Alle Gespräche fanden in solchen Kreisen statt, die Ergebnisse wurden dann immer dokumentiert und einige davon dem Plenum vorgestellt.

In der ersten Runde ging es darum, was wir von dem Treffen erwarten und was wir befürchten. Zu den Erwartungen wurden unter anderem genannt, dass wir bei aller Verschiedenheit einander vertrauen und Vielfalt zulassen, dass wir den Mut aufbringen, neue Dinge auszuprobieren und dass sich alle Gesprächspartner gegenseitig ernst nehmen. Die am häufigsten genannte Befürchtung war, dass der Dialogprozess verpuffen oder versanden könnte. Danach konnte jeder in seinem Kreis eine für seinen Glauben besonders wichtige Begebenheit schildern, was zu beeindruckenden Glaubensbekenntnissen führte und eine sehr vertrauensvolle Atmosphäre schuf, die für die weitere Arbeit eine gute Grundlage war.

In der nächsten Gesprächsrunde wurden die Gruppen neu gemischt, wobei jede Gruppe (z. B. Bischöfe, Ordensleute, Synodale, Pfarrer usw.) unter sich blieb. Dabei ging es dann darum, welche Stärken und Schwächen die einzelnen Gruppen bei sich selbst erkennen. Besonders beeindruckend für mich war dabei, wie offen die einzelnen Gruppen (auch die Bischöfe!) über ihre eigenen Schwächen sprachen. Es wurde sehr deutlich, dass alle Gruppen bei sich klare Defizite zwischen Anspruch und Wirklichkeit erkennen und ernsthaft gewillt sind, am Abbau dieser Defizite zu arbeiten.

Beim Abendessen wurden Erfahrungen und Befindlichkeiten sehr offen ausgetauscht. Es war für mich besonders anregend, mit Mitchristen aus verschiedenen Bistümern und Wirkungsbereichen sprechen zu können. Bei allen war die ehrliche Mitsorge für die Zukunft unserer Kirche deutlich zu spüren. Den 1. Tag beschloss dann ein Nachtgebet mit Lichtfeier in der Heilig-Geist-Kirche.

Am folgenden Tag haben wir uns dann vorgestellt, dass wir im Jahr 2015 sind, in dem sich der Abschluss des 2. Vatikanischen Konzils zum 50. Mal jährt, und unsere Kirche eine große Ausstrahlungskraft hat. Wir haben überlegt, wodurch sich die Kirche jetzt, im Jahr 2015, auszeichnet. In meiner Gruppe wurden unter Anderem folgende Bilder erarbeitet:

  • Die Kirche ist den Menschen nahe, auch im Scheitern (Es gibt ganz neue Zugänge zu Buße und Beichte).
  • Die Kirche ist in allen ihren Gliedern auskunftsfähig bezüglich ihres Glaubens. Christen leben ihren Glauben und sprechen darüber.
  • An allen Entscheidungen auf allen Ebenen werden die Laien (Männer und Frauen) auf gleichberechtigter Basis beteiligt.
  • Die Kirche ist mit demütigem Selbstbewusstsein katholisch (weltzugewandt aber nicht weltangepasst).
  • Wiederverheiratete Geschiedene sind ohne Einschränkungen Mitglieder der Gemeinden.
  • Die Kirche ist authentisch, heilsbedürftig und lernbereit.

Beim Abgleich der Ergebnisse unserer Gruppe mit denen der anderen Gruppen kristallisierten sich als wichtigste Themen heraus, ohne dass andere Themen (z. B. der Umgang mit konfessionsverbindenden Ehen) bei Seite geschoben oder als unwichtig angesehen wurden:

  • Der Umgang mit gebrochenen Lebensläufen (z. B. Wiederverheiratete Geschiedene, Menschen mit anderer sexueller Orientierung, laisierte Priester).
  • Stellung der Frau in unserer Kirche.
  • Gemeinsame Verantwortung von Laien und Amtsträgern für die Kirche.
  • Glaubwürdiges Auftreten der Kirche und aller ihrer Mitglieder.


In einer letzten Runde haben wir noch einmal erörtert, was die Kirche der Welt auf keinen Fall vorenthalten darf und was das für den einzelnen, also für mich, bedeutet. Hier standen ganz klar die Inhalte des Evangeliums als froh machende Botschaft und die Person Jesus Christi im Vordergrund. Es war allen klar, dass es unser aller Aufgabe ist, dies durch unser Reden und Handeln in die Welt zu tragen. Am Ende hat uns Erzbischof Zollitsch als Vorsitzender der Bischofskonferenz darüber informiert, dass er die aufgeworfenen Themen bei der nächsten Vollversammlung der Bischofskonferenz weiter diskutieren werden und dass er in August auch mit dem Papst über die Ergebnisse der Tagung sprechen wird. Der Dialogprozess soll im nächsten Jahr mit dem Schwerpunkt „Unsere Verantwortung als Kirche in der freien Gesellschaft" fortgesetzt werden. Mit einem feierlichen Abschlussgottesdienst wurde die Tagung abgeschlossen.

Für mich persönlich war die Tagung extrem fesselnd und hochmotivierend. Ich war tief beeindruckt von der Offenheit aller Beteiligten und habe das ernsthafte Bemühen der (anwesenden) Bischöfe (auch unser Bischof war dabei) wahrgenommen, mit allen Gliedern der Kirche einen Dialog auf Augenhöhe zu führen und zuzuhören. Ich bin überzeugt, dass die wichtigsten Themen (Dialogfähigkeit, Partizipation von Laien, Stellung der Frau in der Kirche, Umgang mit Scheitern und Gescheiterten) von der Bischofskonferenz weiter diskutiert werden. Ich hatte den Eindruck, dass alle Teilnehmer bereit sind, mit großer Ernsthaftigkeit an der Weiterentwicklung unserer Kirche mitzuarbeiten.

Ich bedaure sehr, dass nicht mehr Mitchristen an dieser Veranstaltung teilnehmen und den dabei herrschenden Geist wahrnehmen konnten. Gerne bin ich bereit, im persönlichen Gespräch weiter Auskunft zu geben.

Michael Molter

Die Limburger Delegation (von links nach rechts): Weihbischof Löhr, Diakon Andreas Boßmeyer (Frankfurt), Barbara Wieland (Frankfurt), Christian Pulfrich (Dillenburg), Christina Kreis (Solms), Michael Molter (Schwalbach), Beatrix Schlausch (Dillenburg) und Pfarrer Hanns-Jörg Meiler (Schmitten)

11-07-09_Limburger Delegation

Artikel verfasst: 11.07.2011, 14:25 Uhr

 

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