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Strukturdebatte: Was denkt der Pfarrer? (19.11.10)

Ich halte es beim derzeitigen Stand der Diskussionen für hilfreich, wenn die Gemeindemitglieder wissen, wie ich als ihr Pfarrer die Lage einschätze und welche Vorstellungen von der Zukunft ich habe. Deshalb lege ich meine diesbezüglichen Gedanken in der Hoffnung vor, dass sie eine wohlüberlegte und differenzierte Debatte erleichtern mögen.

1. Grundsätzliches
Ein vernünftiges Leben kann meiner Ansicht nach dann gelingen, wenn wir es als Christen miteinander gestalten. Dazu braucht man die Gemeinschaft Gleichgesinnter, die sich in überschaubaren Lebenszusammenhängen gegenseitig bestärken im Glauben und im Handeln. Dazu haben wir unsere katholischen Pfarrgemeinden. Die Verbindung mit Gott halten wir dabei ganz besonders in der Feier der Eucharistie, die uns zusammenführt und stärkt für unseren Alltag. Meine Aufgabe als Pfarrer sehe ich dementsprechend in der Feier der Eucharistie und im Dienst an der Lebendigkeit der Gemeinden. Das schließt sowohl die Leitung und Organisation als auch eine gewisse Nähe zu und Vertrautheit mit den Gemeindemitgliedern mit ein. (Selbstverständlich steht das in Verbindung mit allen anderen Aktivitäten in den Gemeinden, die zusammen deren Lebendigkeit ausdrücken.)

2. Die Notlage
Dem derzeitigen Trend folgend rechne ich ebenso wie der Bischof mit einem Dreifachen: Die Katholikenzahl wird kontinuierlich abnehmen bis wir in 25 Jahren auch 25% weniger sein werden. Entsprechend wird auch die Anzahl der Priester und die der Hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abnehmen. Und schließlich wird uns immer weniger Geld zur Finanzierung der kirchlichen Belange zur Verfügung stehen. Keiner weiß, wie dieser Trend aufzuhalten geschweige denn umzukehren wäre.

3. Eine nicht gewollte Lösung
Zumindest der Rückgang der Priesterzahl könnte abgemildert, wenn nicht gar angehalten werden. Die Weihe von Priesterinnen und auch von verheirateten Frauen und Männern lässt sich theologisch gut begründen. Die zölibatäre wie auch die nichtzölibatäre Lebensform für diesen Beruf könnten gut nebeneinander bestehen. Event. sollte aus Gründen der Verfügbarkeit die Aufgabe der Gemeindeleitung den zölibatär Lebenden vorbehalten werden während die Feier der Sakramente von allen Priestern und Priesterinnen übernommen werden kann. Diese Lösung ist aber erkennbar weder vom Papst noch von unserem Bischof gewollt und man muss davon ausgehen, dass das auch noch eine Weile so bleiben wird.

4. Die Lösung des Bischofs
Entsprechend der Anzahl der errechneten 40-45 Pfarrer in Zukunft will der Bischof unser Bistum in ebenso viele Einheiten einteilen, für die er dann jeweils einen Pfarrer einsetzen kann. Dem Kirchenrecht entsprechend kann er das, denn es ist seine Aufgabe, sein Bistum einzuteilen. Dann werden wir mit Bad Soden, Sulzbach und Altenhain/Neuenhain eine Einheit. Dem Pfarrer soll jeweils ein zweiter Priester und ein Pastoralteam dazu gegeben werden, die dann für die Seelsorge da sind. Diese Entwicklung wird nicht zu umgehen sein. Mit Glück wird es noch ein paar Jahre dauern bis dahin. Vielleicht ist es aber auch 2011 schon so weit.

5. Pfarrei und/oder Pastoraler Raum
Der Bischof hat seinen Willen erklärt, die o.g. Einheiten zu jeweils einer Pfarrei neu zu gründen. Es gibt sowohl Situationen, wo dies sinnvoll erscheint, als auch Priester und Gemeinden, die dies möchten. Es gibt aber abweichend vom Willen des Bischofs auch Priester und Gemeinde-Situationen, in denen man in den neuen Einheiten besser damit leben kann, wenn bisherige Pfarreien bestehen bleiben und diese zusammen einen Pastoralen Raum nach den momentanen Regeln bilden. Ein Nebeneinander beider Modelle müsste möglich sein. Darüber wäre mit dem Bischof zu streiten.

6. Der Synodale Weg
Wer von Entscheidungen betroffen ist, soll auch bei der Entscheidungsfindung mitwirken - unbeschadet der einzelnen Kompetenzen und Zuständigkeiten. So kommt es zum planvollen Zusammenwirken des Amtsträgers mit den gewählten Gemeindemitgliedern und zum gemeinsamen Übernehmen von Verantwortung. (Der Bischof scheint sich allerdings etwas anderes unter unserem „Synodalen Weg" vorzustellen.) Der Synodale Weg kann vor Ort nur in überschaubaren Lebenszusammenhängen verlaufen, sonst sind Ehrenamtliche im Nachteil gegenüber Hauptamtlichen. Hauptamtlichen kann der Bischof die Arbeit und den Überblick über mehrere Städte und Dörfer zumuten, Ehrenamtlichen nicht. Sie werden sich dann eher zurückziehen. Auch deshalb ist die Erhaltung bisheriger Pfarreien unter Umständen einer Zusammenlegung zur Großpfarrei vorzuziehen. Gleichfalls kann dem Pfarrer aber als unverzichtbarer (!) Dialogpartner im Pfarrgemeinderat auch nur eine vernünftige Anzahl an Sitzungen zugemutet werden. Darüber hinaus erforderliche Sitzungen müssen die Kompetenzen aller Betroffenen beachten.

7. Zentralismus und Dezentralisierung
In den neuen Einheiten - egal, ob als Großpfarreien oder als Pastoraler Raum mit mehreren Pfarreien - wird der Pfarrer in einem der Pfarrhäuser wohnen - event. zusammen mit dem zweiten Priester. Die Hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten aber soweit es geht in den anderen Pfarrhäusern wohnen um dort Nähe vor Ort zu gewährleisten. Das gemeinsame Arbeiten als Team erfordert nicht unbedingt auch das gemeinsame Büro. Selbiges gilt auch für die Pfarrsekretärinnen. Die Lösung liegt in dem „einen gemeinsamen Pfarrbüro, aber verteilt auf verschiedene Standorte", um auch hier Erreichbarkeit zu gewährleisten. Auch davon muss der Bischof noch überzeugt werden.

8. Die Feier der Eucharistie
Sie ist konstitutiv für jede Gemeinde, gerade an den Sonn- und Feiertagen. Deshalb sollte sie dann auch möglichst regelmäßig in den Kirchen stattfinden. Die Zulassungsbedingungen zum Priestertum stehen dem aber immer mehr im Wege. Eine vom Bischof nach der Zusammenlegung zur Großpfarrei gedachte Bevorzugung und Konzentrierung auf die dann alleinige Pfarrkirche ist schädlich. Eucharistiefeiern und Wortgottesdienste müssen gleichmäßig auf alle Kirchen verteilt bleiben, sofern ein zu geringes Fassungsvermögen dem nicht widerspricht.

9. Verwaltung
Zur Hilfe der vor Ort Engagierten muss es mehr Entlastung geben. Pfarrern muss es der Bischof auch weiterhin erlauben, auf ihre Mitgliedschaft im Verwaltungsrat zu verzichten. Kindergarten-Zweckverbände sollten die Verwaltung in diesem Bereich übernehmen, nicht aber die Pastorale Arbeit. Ein zuständiger Dienstleister für jede Pfarrei sollte vom Rentamt zu Verfügung stehen.

10. Gewandeltes Selbstverständnis
Priester und Hauptamtliche Pastorale MitarbeiterInnen werden immer weniger Nähe zu den Menschen haben, weil sie für immer mehr zuständig sind. In Gottesdiensten kennen sie vielleicht noch die Gesichter, aber leider immer weniger die dazugehörigen Namen und Lebensgeschichten. Gemeinsam Erlebtes mit einzelnen Gruppierungen wird abnehmen. Seelsorge wird anonymer werden und die Seelsorger austauschbarer. Dann bin ich kein Mitchrist mehr, sondern nur noch ein uniformer Funktionär - eine Schreckensvorstellung, die mich belastet! Das Selbstverständnis bei Dienstantritt vor vielen Jahren war anders. Ich sehe mich jetzt unter Druck, für immer mehr Gemeinden Pfarrer zu werden, aber die erforderliche Nähe zu den Menschen nicht haben zu können. Will der Bischof das verantworten?

Alexander Brückmann
19. November 2010

Artikel verfasst: 24.11.2010, 21:48 Uhr

 

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