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Weihbischof Löhr im Diözesansynodalrat (24.4.2010)

Die zukünftige Sozialgestalt der Kirche im Bistum Limburg (Weihbischof Dr. Thomas Löhr, Dezernent Pastorale Dienste)

1. In der Betrachtung der „künftigen Sozialgestalt der Kirche im Bistum Limburg" ist die genaue Fragestellung ganz wesentlich. - „Die Pastoralen Räume sind die Pfarreien der Zukunft": Dies ist die Perspektive für die Seelsorge im Bistum Limburg, die Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst für die nächsten Jahre vorgegeben und mit der er die diözesanen Gremien mehrfach befasst hat. Die „Pfarrei der Zukunft" wird sich von dem Bild von Pfarrei, wie wir es in den letzten 30 bis 40 Jahren gewohnt sind, erheblich unterscheiden. - Allerdings darf die Fragestellung nicht eine bloß strukturelle werden.

2. Ein wesentlicher Ausgangspunkt ist die existentielle Frage: Wie kann der Glaube gelebt werden? Vom einzelnen Menschen - in unseren Familien - in unserer Gesellschaft (präsent bleiben angesichts der vielfältigen und fundamentalen Infragestellungen).

3. Der Hirtenbrief des Bischofs Pfingsten 2008 hat „Perspektiven der Seelsorge im Bistum Limburg" zum Thema gemacht und damit eine grundsätzlich inhaltliche Befassung auf den Weg gebracht.

4. Somit wurden im Januar 2009 verbindlich Erkundungsthemen für die 6 Pilotprojekte (7 Pastorale Räume) festgelegt. Diese haben sich - was für den Weg einer induktiven Suche charakteristisch ist - weiter entwickelt und verändert. - Dazu gehören die spirituelle Dimension und die pastoralen Themen (wie Katechese, Gottesdienst) ebenso wie das synodale Miteinander und die administrativen Fragen (Verwaltungsratsmaterie).

5. Mit dem Sendungsgottesdienst am 6. Februar 2009 begann die Projektarbeit in den Piloträumen.

6. Wesentlich sind das spirituelle Fundament und der bleibende spirituelle Charakter der Erkundung in den Pilotprojekten, der auch das Leben der künftigen Gemeinden prägen wird. (Oder sie werden nicht mehr sein.) - Dabei ist von besonderer Bedeutung die Wallfahrt ins Heilige Land vom 16. bis 25. März 2009 gewesen. Vom 8. bis 17.März 2010 gab es eine erneute Wallfahrt für Pastorale Räume; in dieser Form soll sie in den nächsten Jahren immer wieder Gelegenheit geben, sich der biblisch-geistlichen Fundamente zu vergewissern.

7. In gleicher Weise wurden die Geistlichen Tage 20./21. Februar 2010 in Waldbreitbach als unverzichtbare Vertiefung erlebt. - Bleibende Grundlage ist die Sendung Jesu, die zur Sendung der Kirche wird. „Jesus aber rief aus: Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat, und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat." (Joh 12,44) Das Wort Jesu, dass er, so wie er vom Vater gesandt ist, die Jünger sendet, erfährt die frühe Kirche im Wirken des heiligen Geistes. „Als sie zu Ehren des Herrn [in Antiochien] Gottesdienst feierten und fasteten, sprach der heilige Geist: Wählt mir Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie mir berufen habe. Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen. Vom heiligen Geist ausgesandt, zogen sie nach Seleuzia hinab und segelten von da nach Zypern." (Apg 13,2-4) - Nicht pastorale Strategie, sondern Sendung durch den Herrn steht am Beginn.

8. Der Praxistag der Pilotprojekte als Austauschforum am (heutigen) 24. April 2010 rückt die pastoralen Erfahrungen in den Mittelpunkt. Die Pilotprojekte werden durch die Beschäftigung mit den inhaltlich vorgestellten pastoralen Themen gegenseitig bereichert. Zugleich erfahren sie, welche strukturelle Erkundung in zwei Pilotprojekten vorgenommen wird.

9. All das macht deutlich, dass die Frage nach der Sozialgestalt nicht abdriften darf in eine rein organisatorische, die Struktur betreffende Suche. - Es muss aber auch klar bleiben, dass die abgeleitete Frage nach „Substrukturen" einer größeren Pfarrei, nach Leistbarkeit der Verwaltungsratsarbeit, nach angemessenen synodalen Formen auf keinen Fall vernachlässigt werden darf. Es geht um die konkrete Kirche, nicht um Schwärmertum.

10. Inzwischen sind bereits viele „erste Beeren" als Frucht der Erfahrung in den Pilotprojekten deutlich geworden: Was geht... Was geht nicht... Was ist förderlich... Was hindert... Dazu gehört die Erfahrung, dass die bestehenden Pfarreigrenzen nicht selten behindern.

11. Der missionarische Charakter kommt nicht selten zu kurz, ist wenig ausgebildet in unseren Kerngemeinden und Gremien, die in schwierigen Zeiten mit zurückgehenden Zahlen und „wegbrechenden Gruppen" teilweise buchstäblich ums Überleben kämpfen. - Deutlich anders stellt sich die Situation dort dar, wo ein gründlich gemeinsam erarbeitetes Pastoralkonzept vorliegt, das den Weg in eine künftige Gestalt von Pfarrei mit missionarischem und diakonischem Charakter beschreibt. - Die Pfarrei der Zukunft wird nicht einfach nur größer und ansonsten wie früher sein, sondern wichtige Unterscheidungsmerkmale haben.

12. Eine theologische Betrachtung hat deutlich gemacht (vgl. Michael Sievernich SJ basierend auf Gisbert Greshake, Der dreieine Gott), dass das Vaticanum II in seiner Absicht nur in der Communio-Ekklesiologie Umsetzung gefunden hat, nicht in gleicher Weise in seiner Missio- Ekklesiologie. Diese aber ist ganz wesentlich für die neutestamentliche Grundlage über die Sendung Jesu durch den Vater und seine Sendung der Jünger (und damit der Kirche).

13. Gerade hier werden das Beispiel und die Anregungen aus den „Missionsländern", den jungen Kirchen, als wegweisend erfahren. - Das diakonische Engagement wird von selbst missionarisch; dasselbe gilt auch umgekehrt.

14. Es zeigt sich, dass die Pfarrei in einem ersten Schritt als größerer Raum der gemeinsamen Verantwortung wahrgenommen werden muss: durch Pfarrer und Pastoralteam, durch die synodalen Gremien und die Gruppierungen, die über sich selbst hinaus blicken und ihr Wirken diakonisch und missionarisch verstehen.

15. Dazu gehören auch die Orte gelebten Glaubens, die Nähe voraussetzen, Nähe zu erhalten suchen oder gerade erst Nähe neu ermöglichen. - Solche Orte sind Knotenpunkte des größeren Netzwerks Pfarrei der Zukunft. Hier sind zu nennen:

16. Die Kirchen (und Kapellen) und Gemeindezentren, die nicht vorschnell aufgegeben werden dürfen. Es wurde als wegweisend erfahren, sie zu beleben, feste Gebetszeiten einzurichten - auch über die Frage der regelmäßigen Sonntagsgottesdienste hinaus. Die Beschlüsse aus dem Prozess „Sparen und Erneuern in den Kirchengemeinden" behalten ihre Gültigkeit, sofern nicht veränderte Umstände etwas anderes erfordern. Zugleich gilt es, die bleibenden (oder noch bestehenden) Orte zu beleben.

17. Die Gottesdienste sind in herausragender Form Orte und Zeiten gelebten Glaubens. Dies gilt für die Eucharistiefeiern, ebenso für das Stundengebet der Kirche, Wort-Gottes-Feiern, Andachten, Gebetskreise. - Die eine größere Pfarrei bedeutet nicht schon, dass es in den bisherigen 3 Pfarrkirchen keine Sonntagsmesse oder Messfeiern an Hochfesten gibt. Hierfür ist zugleich die Verfügbarkeit von Priestern wesentlich.

18. Gruppen von Gläubigen sind unverzichtbar für den gelebten Glauben. Neue Formen erweisen sich als fruchtbar. Der größere Raum ermöglicht mehr Anschlussmöglichkeiten auch für bisher nicht Angesprochene als die allzu homogene kleiner gewordene Pfarrei.

19. Sie Small Christian Communities oder Basic ecclesial communities sind eine faszinierende Erfahrung. - Hier gerade zeigt sich, wie wichtig die eingangs vorgenommene Besinnung war: Die SCC leben von der besonderen Wertschätzung des Wortes Gottes, das zum Beispiel zu Beginn eines Treffens „inthronisiert" wird, das immer mehr kennen und lieben gelernt und für das Leben der Einzelnen und der Gemeinschaft fruchtbar gemacht wird. - Auf keinen Fall aber darf das Wort Gottes zusammen mit der SCC instrumentalisiert werden, um eine Substruktur zu konstruieren. - In einem Wiesbadener Pastoralen Raum mit Stadt- und Dorfcharakter wird dies erforscht, auch in weiteren Räumen zur Zeit vorbereitet.

20. Zur Sozialgestalt gehört auch die Art und Weise, wie künftig das Pastoralteam seine Verantwortung wahrnimmt. Es hat sich gezeigt, dass eine stärker charismenorientierte Tätigkeit durch den größeren Raum möglich wird. - Dabei werden derzeit Erfahrungen gesammelt, ob es besser ist, alle Büros an einem Ort zu haben mit Zuständigkeit als Erstansprechpartner. - Auf Dauer werden die Bezugspersonen nicht hauptamtlich sein können, sondern es wird ehrenamtliche Bezugspersonen bzw. -teams geben. Ihnen muss in besonderer Weise die Sorge des Pastoralteams gelten.

21. Es ist vorgesehen, dass es in jeder künftigen Pfarrei wenigstens zwei Priester gibt. Das gemeinsame Wohnen hat sich bewährt und wird von den Gemeinden geschätzt. - Die Kooperation geschieht nach 517/1 oder durch priesterliche Mitarbeiter.

22. Es müssen die Möglichkeiten für ein zentrales Pfarrbüro erkundet werden. Ermutigende Beispiele bis hin zu Erreichbarkeit durch Telefon- und Türklingel-Weiterschaltungen können hier angeführt werden. - Das zentrale Pfarrbüro ist zu 100 % und auch an manchen Abenden besetzt, was mehr Erreichbarkeit gewährleistet als eine geringfügige Besetzung in bisherigen kleinen Pfarreien. - Dezentrale Ansprechmöglicheiten an bestimmten Tagen, beispielsweise in Verbindung mit einem Werktagsgottesdienst, sind anzustreben.

23. Die künftige Pfarrei wird einen Pfarrgemeinderat haben. - Die synodale Substruktur in Gestalt von Ortsausschüssen und Verwantwortlichkeit für Kirchorte, Gemeindezentren und Gruppierungen ist gründlich zu bedenken und wird erforscht. - Allerdings gibt es Pastorale Räume, in denen das Statut vom September 2006 noch nicht umgesetzt und beispielsweise die Wahrnehmung bestimmter Aufgaben durch den Pastoralausschuss noch nicht Praxis ist.

24. Eine besonders große Herausforderung ist für die Verwaltungsratsmaterie gegeben: Die Erfahrung zeigt, dass sich die anfangs problematisch erscheinenden Vermögensfragen in gutem Miteinander regeln lassen. Sehr viel schwieriger ist die Leistbarkeit der Verwaltungsratsarbeit bezüglich Personal, Baumaßnahmen ... - In Zusammenarbeit mit dem Dezernat Finanzen, Verwaltung und Bau und unter Einbeziehung der Rentämter wird in zwei Pilotprojekten hierzu intensiv an neuen Formen gearbeitet. - Künftig wird es konstante Ansprechpartner, „Navigatoren" oder ähnliche neue Formen geben müssen.

25. All das setzt voraus, dass nicht nur die Ehren-, sondern auch die Hauptamtlichen in der Pastoral geschult und fortgebildet werden. Der Diözesanbischof plant daher die Errichtung einer Schule des Glaubens und des Gebetes und der Gemeinschaft. - Dabei ist auch der 4 Stellenwert der im Bistum bewährten Ausbildung „Theologie im Fernkurs" neu zu bedenken und einzubeziehen. - Die bistumsbezogene Aus- und Fortbildung für Haupt- und Ehrenamtliche sollte ihren Startschuss nach Auswertung der Pilotprojekte erhalten. - Für die Ehrenamtlichen wird es wichtig sein, dass Aufgaben auch mit einer Beauftragung, wie sie bislang nur für liturgische Dienste erfolgt, verbunden werden.

26. Auch das Bischöfliche Ordinariat verändert sich. Im Spannungsfeld von Professionalität und Kirchlichkeit ist Innovationsbereitschaft gefordert, ebenso die Offenheit für weitere Entwicklungen und die Dienstbereitschaft für das Bistum. - Erste Schritte hierzu sind bereits getan.

27. Ein wesentlicher nächster Schritt ist nun die Überprüfung des Zuschnittes der Pastoralen Räume, die die Pfarreien der Zukunft sein sollen. - Es darf nicht dazu kommen, dass nach aufwändigen Fusionsprozessen in wenigen Jahren wieder neue Maßnahmen erforderlich werden.

28. Hierfür gelten die bisherigen Kriterien, aber auch neue Kriterien aus den Erfahrungen der Pilotprojekte. - Die Zeitschiene sieht eine Entwurfsphase durch das Bischöfliche Ordinariat im Zusammenwirken mit Bezirksdekan und Bezirksreferent bis Sommer 2010 vor. Nach den Sommerferien werden Gremien im Bezirk und im Pastoralen Raum zur Stellungnahme aufgefordert. Für die synodale Befassung ist wichtig, dass von Anfang an klar ist, dass die Entscheidung durch den Bischof fällt. - Bezirksdekane (in der Plenarkonferenz) und Bezirksreferenten wünschen übereinstimmend eine baldige und klare Festlegung, die eine ungefähre Größe vorgibt, die selbstverständlich in großer Differenzierung gehandhabt werden muss.

29. Für die „Gründung neuer Pfarreien" ist der Ansprechpartner der Leiter der Arbeitsgruppe „Gründung neuer Pfarreien". - Die Zeitvorstellung für die Gründung neuer Pfarreien ist folgende: Bereits drängen einige Pastorale Räume, sehr zügig den Zusammenschluss zur Pfarrei vornehmen zu können. Sie wollen spätestens zum 1.1.2012 eine Pfarrei bilden. Damit wird im November 2011 bei der Wahl der Pfarrgemeinderäte bereits klar sein, in welche Struktur hinein sie wählen. Die erforderliche Dispens des Bischofsvikars wird erfolgen. Andere Pastorale Räume sehen sich so schnell nicht in der Lage. Für sie steht der Zusammenschluss zu einer Pfarrei auf der Agenda in der neuen Amtszeit der synodalen Gremien.

30. Parallel erfolgt die Erforschung und Ausarbeitung der möglichen Gestalt der zukünftigen Pfarrei. Neben den praktischen Erkundungen in den Pilotprojekten und ihrer Auswertung gibt es hierzu die Arbeiten in der Konferenz der Bezirksreferenten, die schon sehr fortgeschritten sind, und weiteren Arbeitsgruppen im Bischöflichen Ordinariat.

31. Begleitend geschieht die notwendige und unbedingt zu erweiternde Öffentlichkeitsarbeit durch das Bischöfliche Ordinariat, die Bezirksebene und externe Unterstützung. - Die Überprüfung des Zuschnitts der Pastoralen Räume und die ggf. notwendig werdende Veränderung wird in ihrem Ablauf zum Beispiel für die Form der Partizipation und Kommunikation des gesamten Prozesses werden.

Artikel verfasst: 24.04.2010, 18:12 Uhr

 

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